Nach vielen Jahren, in denen ich es mir zwar immer wieder vorgenommen hatte, aber dennoch immer etwas dazwischenkam, konnte ich dieses Jahr die Hirschbrunft endlich auch einmal wildlife erleben. An einem regnerischen Montag im Oktober fuhr ich in der Früh vor der Arbeit an eine Wildbeobachtungshütte im Schönbuch, welche die besten Beobachtungsmöglichkeiten versprach. Am Wanderparkplatz angekommen, fing es erst einmal an, so richtig zu schütten und ich überlegte mir, ob es bei diesem Wetter überhaupt Sinn machte, bis zur Beobachtungshütte zu gehen. Da ich jedoch wusste, dass ich es in der restlichen Brunftzeit sicher nicht mehr schaffen würde, noch einmal zu kommen, zog ich meine Regenjacke an, schulterte den Fotorucksack und ging die kurze Laufstrecke bis zur Beobachtungshütte. Der Vorteil am schlechten Wetter war, dass ich ganz alleine in der Hütte war und mir den besten Beobachtungsplatz aussuchen konnte. Der von der Hütte einsehbare Bereich mündete in einer etwa 200 Meter entfernten Lichtung. Noch war kein Wild zu sehen. Also schaute ich mich in der näheren Umgebung der Hütte um und entdeckte einige Fliegenpilze. „Mist, kein Makro dabei“, dachte ich und versuchte mich an einigen Bildern mit dem 600er Tele. Erstaunlicherweise waren die Resultate gar nicht so schlecht.
Ein dumpfes Röhren ließ mich nach etwa einer halben Stunde aufhorchen. Sofort richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Lichtung. Mittlerweile hatte der Regen aufgehört und die Sonne bahnte sich ihren Weg durch die Wolken. Nach einem erneuten Röhren, kamen zwei Hirschkühe aus der Wiese und betraten den Weg zur Lichtung.
Sie schauten sich vorsichtig um und begannen dann zu grasen. Nach und nach kamen immer mehr Hirschkühe und vorjährige Kälber in den einsehbaren Bereich.
Nach weiteren 5 Minuten betrat unter erneutem Röhren der Platzhirsch und Rudelführer das Feld. Was für ein Anblick!
Die nächste Stunde konnte ich das Rudel und das Verhalten ihres Anführers sehr genau beobachten.
Sobald sich ein Tier zu weit von den anderen Tieren des Rudels entfernte, kam sofort der Hirsch herbei und scheuchte es wieder zurück zu den restlichen Tieren.
Als in einiger Entfernung ein weiterer Hirsch auftauchte, nahm der Platzhirsch sofort eine Drohstellung ein.
Es reichte ein einmaliges Röhren aus, um den Konkurrenten zum Abmarsch zu bewegen. Ich hätte gerne noch länger beobachtet, leider rief jedoch die Arbeit und ich machte mich nach 2-stündiger Beobachtungszeit mit vielen schönen Bildern auf den Rückweg. Die Hirschbrunft ist auf jeden Fall ein tolles Erlebnis und ich werde mir auch in den nächsten Jahren im Oktober wieder einen Tag Zeit nehmen, um weitere Beobachtungen machen zu können.
Weitere Bilder der Hirschbrunft sind in der Rubrik "Säugetiere" in der Galerie zu finden.